MEIN BARTH

Zwei Strophen aus dem Gedicht "BORTH"
von Martha Müller-Grählert

"Borth, du lütte, leiwe Stadt,
wind- un wellenumflaten,
h
ev mal minen Ursprung hadd
in din engen Straten.

Wo de Hüser leg un lütt

längs den Wall sick heben,
ded ick minen irsten Schritt
in dat Irdenleben."          


Dr. phil. Franz Kobes, Enkel des Gründers der Barther Eisengießerei und Maschinenfabrik veröffentlichte in Barther Telefonbüchern der Jahrgänge 1921 bis 1922 Texte zu Barth.  Er war auch Dr. Erich Gülzow beim Redigieren der Bülow´schen Chronik behilflich, damit dieee im Jahre 1922 in Druck gehen konnte. Bülow selbst war bekanntlich bereits 1921 verstorben, und konnte somit sein Werk nicht mehr selbst vollenden.

1905  - Allgemeines über Barth
Barth, Stadt im Regierungsbezirk Stralsund der preußischen Provinz Pommern, im Franzburger Kreise liegt unweit der Mündung der Barthe an dem Barther Bodden, welcher den Seehafen der Stadt bildet

Der alte, aber gut gebaute Ort zählt nach der letzten Personenstands-Aufnahme vom 1. November 1904 7.053 Einwohner. Barth ist Sitz eines Amtsgerichts mit zwei Richtern und hat ein 1733 auf Kosten des Königs von Schweden auf dem Platze des ehemaligen Herzoglichen Schlosses errichtetes Stift für adlige Fräuleins, drei Hospitäler, eine höhere Bürgerschule, sowie eine aus drei Klassen bestehende Navigationsschule und ein Katasteramt. Die im 14. Jahrhundert im gotischen Stil errichtete St. Marienkirche liegt mitten in der Stadt am Marktplatz und ist im Innern mit Wandbildern von Professor Pfannschmidt geschmückt. Mitten auf dem Marktplatz steht das Kaiser Wilhelm I. Denkmal, welches am 22. März 1903 enthüllt ist.

Barth, im 12. Jahrhundert ein wendischer Burgflecken, wurde im Jahre 1255 von dem Landesherrn, Fürst Jaromar II. von Rügen, mit lübschem Recht bewidmet, im 13. Jahrhundert von deutschen Einwanderern zur Stadt erweitert und dann Ende desselben Jahrhunderts mit einer mit 4 Toren und einem runden Turm versehenen Mauer, sowie mit Gräben und Wällen umgeben. Die Stadt gehörte zum Fürstentum Rügen und bildete mit dem "Lande Barth" den "landfesten Teil des Fürstentums Rügen". Mit dem Aussterben der Fürsten von Rügen fiel Barth 1325 an die Herzöge von Pommern. Im Jahre 1326 belagerte Herzog Heinrich von Mecklenburg die Stadt und beschoss dieselbe mit feurigen Geschossen. Die Stadt musste sich unterwerfen und leistete ihm den Huldigungseid, erst im Jahre 1364 fiel die Stadt an Pommern zurück. Unter den pommerschen Herzögen vergrößerte die Stadt ihre Besitzungen und erwarb auch die Insel Groß-Kirr, welche im Jahre 1903 an den Rittergutsbesitzer Brookmann in Saatel verkauft ist. Seit 1457 wurde Barth von einer Seitenlinie der Herzöge von Pommern, welche sich die Barthschen nannten, beherrscht, unter denselben wurde der Stadt die Zollfreiheit gewährt. 1630 besetzten es die Schweden, denen es auch im Frieden von 1648 blieb, bis es 1815 an Preußen fiel.

Die Stadt wurde bald nach ihrer Gründung ein wichtiger Handelsplatz, erweiterte stetig ihre Besitzungen bis zum Schluss des 14. Jahrhunderts und wurde namentlich berühmt durch ihre Bierbrauereien. In den beiden folgenden Jahrhunderten aber litt ihr Wohlstand durch verschiedene Fehden, pestartige Krankheiten in den Jahren 1405, 1565 und 1597, mehreren Feuersbrünsten in den Jahren 1495, 1560 und 1562, im Jahre 1560 wurden 22 und 1562 170 Häuser eingeäschert, sowie durch Überschwemmungen in den Jahren 1596, 1609, 1619 und 1625 und durch die Drangsale des dreißigjährigen Krieges von 1627 ab, so dass die Stadt gegen Schluss des 17. Jahrhunderts großem Verfall entgegen geführt war. Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts hob sich die Stadt wieder, der Wohlstand nahm zu, wurde aber durch die französische Okkupation Pommerns im Jahre 1807 schwer geschädigt, so dass später zur Tilgung der erwachsenen Kriegsschulden ein städtische Gut (Müggenburg) verkauft werden mußte. Durch den Aufschwung der Schifffahrt in der Mitte des 19. Jahrhunderts und infolgedessen durch den Schiffbau hob sich die Stadt wieder, die Schifffahrt nahm aber in den letzten Jahrzehnten derart ab, dass von den früheren vier bedeutenden Schiffswerften nur eine mehr besteht.

Die wichtigsten Erwerbszweige der Stadt sind Ackerbau und Viehzucht, Schifffahrt und Reederei. Zur hiesigen Reederei gehören z. Zt. noch 45 Schiffe inkl. 5 Dampfschiffe. Nachdem im Jahre 1884/85 die Bahnstrecke Stralsund - Rostock gebaut wurde, von welcher eine Zweigbahn von dem Dorfe Velgast aus nach Barth gelegt ist, hob sich Handel und Industrie bedeutend. Im Jahre 1890/91 wurde die Zuckerfabrik errichtet, welche in der Kampagne über 300 Arbeiter beschäftigt, darauf ist später gebaut worden: eine Herings-Konserven-Fabrik, eine Dampfmühle, eine Dampftischlerei, Dampfgerberei, Tabak- und Zigarrenfabrik, Jute-Spinnerei und Weberei, eine Molkerei und im Jahre 1897 ein großes Kornlagerhaus. Außerdem bestehen hier noch eine bedeutende Eisengießerei, eine Piassawaren-Fabrik, zwei Bierbrauereien, zwei Baugeschäfte, welche je 200 - 300 Arbeiter beschäftigen, und, wie schon erwähnt, eine Schiffswerft.

Im Jahre 1894 ist die Hafenbahn und die Franzburger Kreis- und Südbahn Stralsund - Barth - Damgarten eine von einer Aktiengesellschaft erbaute Schmalspurbahn, eröffnet.

Die Stadt besitzt die beiden Güter Planitz und Fahrenkamp und eine eine halbe Stunde von der Stadt entfernt liegende Forst mit schönen Kiefern- und Laubwaldungen, sowie große Weiden und Wiesen. Die Forst bedeckt eine Fläche von 1154,0156 ha Land.

Von der Stadtmauer stehen noch als Überreste ein hohes Tor, das sogenannte "Dammtor" und der runde Turm, welcher, da die pommerschen Herzöge ihre Gefangenen in demselben untergebracht hatten, Fangelturm genannt wird. Die Festungsgräben sind zugeschüttet und auf den teilweise abgetragenen Festungswällen sind Promenaden mit schattigen Bäumen angelegt, welche die Stadt rings umgeben und derselben ein schönes Äußeres gewähren.

 


1920 - Geschichtlich bemerkenswerte Häuser
Hunnenstraße 1: Hier "erhob sich früher das Herzogschloß. Es ist Anfang des 14. Jahrhunderts vom Fürsten Witzlaf III. von Rügen (gest. 1325) erbaut worden, der sich als Minnesänger einen berühmten Namen gemacht hat. An der Stelle des Schlosses steht jetzt das "Adlige Fräuleinkloster", zu dessen Errichtung König Friedrich v. Schweden eine bedeutende Summe bewilligte, und das 1733 eingeweiht wurde. Die Inschrift des Eingangstores lautet: Fridericus I. et Ulrica Eleonore Rex et Regina Suecioe, und auf der Rückseite: Non erit improles stirps regia, nam pietatis Hic foetus superest relligiosa domus. Anno MDCCXLI (Friedrich I. und Ulrica Eleonore, König und Königin von Schweden. Nicht ohne Schößling wird sein der Königstamm, denn hier, geboren. Aus seiner Frömmigkeit, bleibt uns dies heilige Haus. 1744.) Friedrich, 1776 in Kassel als Sohn des Landgrafen Karl v. Hessen-Kassel geboren, vermählte sich mit der einzigen Schwester Karl XII. v. Schweden und starb kinderlos 1751."
Langestraße 26. Gedenktafel: In diesem Hause wohnte der Erfinder, der Mechaniker und Physiker Friedrich Adolf Nobert. 17.1.1806 - 21.2.1881
Langestraße 28 wohnte die zweite Braut Ernst Moritz Arndts, Charlotte Bindemann (geb. 1775 in Barth, gest. 1858 in Greifswald), in den Jahren 1793-1813, also auch während der Zeit ihrer Verlobung.
Am Markt 2 sollen wiederholt die schwedischen Könige bei gelegentlichem Aufenthalt in Barth, Wohnung genommen haben. Daß auch der Polenkönig Stanislaus Leszczynski, der während des Nordischen Krieges um 1710 längere Zeit in Barth weilte, hier wohnte, ist nur Vermutung.
Papenstraße 5 wohnte Charlotte Quistorp, die erste Gattin E. M. Arndts (gest. 1801), zur Zeit ihrer Verlobung (um 1795); gleichzeitig die beiden Brüder von Suckow, der später bekannte Oberst Karl v. Suckow, Vater des württembergischen Kriegsministers 1870, und der Schriftsteller Friedrich von S.
Papenstraße 6 wohnte 1751-1764 Joh. Joach. Spalding, bekannter Theologe (geb. 1714 in Triebsees, gest. 1804 als Oberkonsistorialrat in Berlin). 1763-64 weilte bei ihm als Gast Joh. Kasp. Lavater, der berühmte Freund Goethes aus Zürich (1741-1801). Spaldings Sohn Georg Ludwig, bekannter Phologe, Mitglied der Akademie der Wissenschaften (gest. 1811 bei Berlin), ist 1762 hier geboren. - Daß die Fürstliche Druckerei, die 1582 von dem um Barth hochverdienten Herzoge Bogislaf III. eingerichtet und in der auch die sehr wertvolle plattdeutsche "Barther Bibel" vom Jahre 1588 gedruckt wurde, sich im Hause Klosterstr. 6 befunden habe, ist eine falsche Überlieferung; sie lag an der Westseite der Hunnenstraße, später auf dem Schloßhofe.


1921 - Aus der Barther Geschichte
Wie unser gesamtes Deutschland, lag die Stadt Barth während des Dreißigjährigen Krieges und in den folgenden Jahrzehnten sehr darnieder. Wallensteins Anwesenheit in Pommern brachte Einquartierungen und Abgaben mit sich. Im Jahre1638 starb die pommersche Herzogsfamilie aus. Den sittlichen Niedergang kennzeichnen die Barther Hexenprozesse in den Jahren 1945 bis 1653. Im Jahre 1665 waren nur noch 28 ganze, 61 halbe und18 viertel Erben*) bewohnt. Als der Große Kurfürst Schweden um Pommern bekriegte, brandschatzte der brandenburgische Oberst Treffenfeld die Stadt mit seinen 2000 Mann (1678). Es standen im Jahre 1695 noch 21 Häuser zum Niederfallen, die Bewohner der übrigen 86 Häuser hatten nichts zu essen.Im Nordischen Kriege hat sich der polnische König Stanislaus Leszczynski um 1710 in unserer Stadt aufgehalten. Es mag Barth in diesen Jahren nur durch die Requisitionen gelitten haben. Jedenfalls wurden im Jahre 1720 nur noch 96 1/2 Erben bewohnt, nach dem Brande von 1722 nur noch76 1/2. Im Jahre 1733 ließ der Schwager Karls des XII. von Schweden an der Stelle des nicht mehr benutzten Schlosses den ausgedehnten Flügelbau des adligen Fräuleinstiftes mit dem vornehmen Torbau errichten, eine "Erbschaft alter, frommer Sinnesart". Der Siebenjährige Krieg ist der Stadt nicht ganz so nachteilig wie die früheren Kriege gewesen. Der erste Pfarrer zu Barth war in diesen Jahren Johann Sebastian Spalding , der spätere berühmte Kanzelredner. Hier starb ihm seine sehr geliebte erste Gattin, Wilhelmine Gebhardi aus Stralsund, und an der Laubenwand der Präpositur verewigte der Züricher Maler Füßli auf einem Bilde den bei Spalding weilenden Freundeskreis, dessen Mittelpunkt der 21jährige Lavater war.Während des nordamerikanischen Krieges ist die Stadt dann durch Reederei und Schiffahrt auf eine zuvor nie gekannte Höhe gestiegen. Missvergnügte empörten sich zu der Zeit gegen die Kaufmannschaft. Barth hatte damals - im Jahre 1782 - 3288 Einwohner. Es war die vierte Stadt in Schwedisch-Pommern, denn es hatte etwas weniger Einwohner als Wolgast und etwa zwei Drittel soviel wie Greifswald, während die Einwohnerzahl von Stralsund die ersten ----zehntausend ein wenig überschritt. Zu Ausgang des Jahrhunderts hat in Barth Ernst Moritz Arndt seine sehr
jugendliche Braut Charlotte Quistorp kennengelernt und Lotte Bindermann lebte hier, des Barther Apothekers Tochter und Verwandte des hochgeachteten Superintendenten Werner. Ihr sollte später des Dichters heiße, unerfüllte Liebe gehören, in den Zeiten der "Hoffnungslosigkeit des Glücks". Durch die französische Besetzung im J.ahre 1807 war unsere Stadt wieder schwer geschädigt woerden, so dass später zur Tilgung der Kriegsschulden das städische Gut Müggenburg verkauft werden musste. 1809 wurde Barth auch in die Wirren des Schillschen Zuges nach Stralsund hineingezogen.
Den ruhmvollen Befreiungskriegen folgte die Übergabe von Schwedisch-Pommern an Preußen. In der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts hatte Barth einen lebhaften Segelschiffsverkehr mit allen Teilen der Welt. Die Barther Flotte diente in der Hauptsache der Ausfuhr von Getreid de nach den Ostseeländern und nach dem Schwarzen Meer ging. Die Segelschifffahrt ist daher mit dem Kaufmannsstande eng verknüpft gewesen. Die Kaufleute waren zugleich auch Reeder; beide Stände gehörten zu den ersten der Stadt. Ein kerniges Bürgertum war damals vorhanden. Es blühten die Innungen, die einen kräftigen Bürgersinn, wie altväterische Sitte und Ordnung pflegten. Von 1806 bis zu seinem Tode 1881 hat der Mechaniker und Physiker Friedrich Adolf Nobert, der zugleich ein genialer Erfinder war, in seiner Vaterstadt gelebt. Um 1820 - also gerade 100 Jahren - hatte unsere Stadt 3100 Einwohner, um 1850 war die Zahl auf rund 5000 gestiegen.

In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ist die Segelschifffahrt durch die Vervollkommnung der Dampfer mehr und mehr zurückgegangen. Barth konnte hier nicht mitmachen, da der Hafen und die Zufahrt zu geringe Tiefe hat; so gingen die vorher sehr großen Reedereien zurück. Nach dem deutsch-französischen Kriege störte die große Sturmflut des Jahres 1872, die auf dem Darß und dem Zingst arg gewütet hat, die ruhige Entwicklung der Stadt. Das aufkommende industrielle Leben brachte ihr aber auch wieder eine neue Blüte. Schon in dem Jahre 1872 gründete ein hiesiger Kaufmann die Pommersche Eisengießerei und Maschinenfabrik, welche seit 1890 Aktiengesellschaft ist und zur Zeit etwa 250 Arbeiter beschäftigt. Zu Beginn der neunziger Jahre ist die BartherAktien-Zuckerfabrik gegründet worden, die in ihrer letzten Kampagne, 1918/19, etwa450 Leute beschäftigte und 179.856 Zentner Zucker herstellte. Daneben blühten die Lederfabrik vom Jahre 1836, sowie die seit 1861 bestehende Krügersche Herings-Konserven-Fabrik kräftig empor. Diese Fabriken schloss sich im Jahre 1896 die Barther Aktien-Dampfmühle an, die seit 1898 an Weizen und Roggen 35 t täglich verarbeitet, und im Jahre 1897 die Barther Aktien-Möbelfabrik, in der zur Zeit etwa 60 Arbeiter beschäftigt sind. Der Verarbeitung des Piassava-Hanfes dient die Piassavawaren-Fabrik. Eine Gründung der neunziger Jahre ist auch die hiesige Jutespinnerei und -Weberei, die 1. Oktober 1920 wieder ihren vollen Betrieb aufgenommen hat und jetztetwa 300 Arbeiter beschäftigt.

Von den Barther Schiffswerften besteht noch die 1853 angelegte Holzerlandsche Schiffswerft. Auf ihr wurden im Jahre 1920 ein Seeschiff (Dreimastschoner) und vier kleinere Boote gebaut, ein Zweimastschoner befindet sich im Bau. Die Stadt hat zwei Baugeschäfte, die mehrere hundert Arbeiter beschäftigen, und eine Bierbrauerei das Barther Bier ist seit alten Zeiten hochberühmt, Wallenstein ließ sich aus Barth das Bier holen - eine Molkerei (seit 1894) und ein großes Kornlagerhaus (seit 1897). - Der Förderung des kaufmännischen Lebens dienen die verschiedenen Bankniederlassungen. Seit dem Jahre 1902 versorgt das städtische Gaswerk die Stadt mit Licht, es werden jetzt 600.000 cbm Gas im Jahre erzeugt. Seit Anfang des Jahres 1920 erhält unsere Stadt von der Zentrale Stralsund elektrische Haus- und Straßenbeleuchtung. - Dem Verkehr ist unsere Stadt durch die Bahn Stralsund - Rostock in den Jahren 1884/85 noch mehr erschlossen worden, die Zweigbahn von Velgast nach Barth fährt seit dem 1. Juli 1888. Im Jahre 1894 wurde die Hafenbahn und die Franzburger Kreisbahn Stralsund - Barth - Damgarten, eine von einer Aktiengesellschaft erbaute Schmalspurbahn, in Betrieb gesetzt. Die volle Verbindung mit dem platten Lande, wie mit unseren Ostseebädern stellte die Staatseisenbahn Barth - Zingst - Prerow her, die am 1. November 1910 eröffnet wurde.
Dr. K.

 

 

1922 - Das alte Barth
Zur Mitte des 12. Jahrhunderts fanden im heutigen Vorpommern schwere Kämpfe um die Einf+hrzng des Christentums statt. Die Feste von Barth, die alte Burg der slawischen Pommernfürsten, lag auf einer Anhöhe im Süden der Stadt, an der Stelle der heutigen "Anlagen". Die slawische Niederlassung, ein Fischerdorf, scheint vor dem späteren Dammtor geegen zu haben. Noch heute heißt dieese Vorstadt "Dorfstelle". Auch der "Trebin" war eine wendische Niederlassung. Als dann Barbarossas Vetter, Heinrich der Löwe, die slawischen Pommern dem Deutschtum und dem christlichen Glauben unterwarf, mögen die Ureinwohner vertrieben sein, während die Zurückbleibenden sich in der Wendenstraße (Wendestraße) ansiedeln durften. In dem Schenkungsbrief des Herzogs Heinrich an das Bistum Schwerin, vom Jahre 1170, wird Barth zum ersten Male urkundlich erwähnt. Das neugewonnene platte Land ist bald darauf mit andern neuen Dörfern besetzt worden. Die deutschen Dörfer, wie Godekenhagen (Gäthkenhagen), Lüdesweshagen (Lüdershagen), Fruwendörp (Frauendorf) erscheinen neben den anfänglich slawischen Dörfern, Rubz (Runitz), Kentz, Glowitze (Glöwitz). Um 1200 war dei deutsche Niederlassung im Besitz eines rügenschen Fürsten, der wohl im Jahre 1222 auf der alten Burg residierte, 33 Jahre später gab Jaromar II. vomn Rügen dem Burgflecken eine Stadtverfassung nach lybischem Recht, dazu hat es Feldmark und Fischereigerechte auf dem Binnenwasser bekommen. Mit Beginn des 14. Jahrhunderts hatte Stalsund schlimme Kämpfe um seine städtischen Selbständigkeit zu führen. Der rügensche Herrscher war damals Wizlow III. Dieser letzte derrügenschen Fürsten, ein nicht unbedeutender Minnesänger, hat am liebsten in unserer Sadt gewohnt und hier das alte Herzogsschloß östlich des Marktplatzer erbaut. Nach dem Aussterben der rügenschen Fürsten wurde im Jahre 1326 Wartislaw IV. von Pommern-Wolgast belehnt - auf dem Kirchhofe zu Barth. Schon bei der Huldigung zu Stralsund, im Dezember 1325, sprach der Herzog seiner Stadt Barth das Dorf Glöwitz zu und schenkte ihr das Binnenwasser der vier pommerschen Bodden. Noch 1326 hat der mecklenburgische Herzog die Stadt Barth belagert und brennende Geschosse hineingefeuert, Die Stadt musste sich unterwerfen und dem Mecklenburger cden Huldigungseid leisten, sich im Jahre 1364 fiel Barth an Pommern zurück. - In den Jahrzehnten um 1300 ist die Barther Marienkirche, ein kraftvolles Bauwerk, errichtet worden. Zu Ende des Jahrhunderts wurde die St. Jürgenkapelle in dem noch teilweise jetzt erhaltenen Zustand erbaut. Aus dem Kreis der Ringmauern blieb für unsere Zeit der "Fangelturm" übrig, und nach Westen geht es noch wie einst durch das Dammtor ins Land hinaus. Dieser herrliche Torturm wurde im 15. Jahrhundert aufgerichtet. Mit Feuersbrunst (1404) und Seuchen ist dieses Jahrhundert heraufgekommen: 1405 starb Barnim VI. von Pommern-Wolgast auf der Wallfahrt zur "Marie von Kentz". Bei den Landesteilungen wurde Barth verschiedentlich Residenz für die jüngere Linie des Hauses Wolgast. In der am Schlosse entlangführeenden Hunnenstraße war di herzogliche Münze. Der Name Hunnenstraße wurde früher als "Hundestraße, platen canum" erklärt, er wird jetzt aber auf den "Hunno", einem Grundherrlichen Voigt der Slawen zurückgeführt. Zu Ende des Jahrhunderts hat Bogislaw X, der "Lieblingsheld der pommerschen Geschichtsschreiber und der Liebling des Volkes", die Stadt Barth bevorzugt. Dreimal ist er in Barrth gewesen. Das erste Mal suchte er Rat bei seinem Barther Oheim, später hat er hier nach seinem schweren Jagdunfall die Gesandten des polnischen Königs empfangen. In dem Kriege mit Stralsund wäre er fast von den Feinden in der Stadt Barth überfallen worden. Johann Block, dessen Bild die Taufkapelle der Marienkirche aufbewahrt, ist der erste evangelische Prediger in Barth gewesen. Dem Aufblühen der Stadt folgten zwei Feuersbrünste, von denen die zweite die halbe Stadt eingeäschert hat. Dan kam ein Krieg zwischen Dänemark und Schweden, in dem Barth 25 Mann dem pommerschen Herzog zur Verfügung stellen mußte, und wieder die Pest, Herzogliche Gunst hat auch für den Ausgang dieses Jahrhunderts Barth berühmt gemacht. Vor Antritt der Stettiner Regierung hat Bogislaw XIII. die Aemter Barth und Camp geherrscht. Er hat in den Jahren 1570 bis 1605 in Barth gewohnt und regiert. In seiner Ehe mit Klara von Braunschweig-Lüneburg wurden ihm hier elf Kinder geboren, unter ihnen der kunstliebende Phlipp II., der letzte pommersche Herzog Bogislaw XIV. und die späteste Blüte des Hauses, Anna von Croy. Bogislaw hat an der Stelle des aufgehobenen Klosters Neuenkamp eine neue Stadt gegründet; mit ihrem Namen Franzburg wollte er seien Schwiegervater Franz von Lüneburg ehren. Wie er es in der neuen Stadt versuchte, so schuf er in Barth Fabriktätigkeit und geistiges Leben. Ausländiscwaren on 100 ganzen Erben (d.h. )he Weber kamen hierher, eine Apotheke wurde im Rathause angelegt, den Gebäuden in der Hunnenstraße (später auf dem Schloßhofe) wurde 1582 die "fürstliche Druckerei" angereiht, deren kostbare Drucke noch zum großen Teil unsere Kirchenbibliothek aufbewahrt.
Seit 1606 residierte zu Barth, bei Pest und Überschwemmung, die Witwe des Wolgaster Herzogs Philipp Julius, Agnes von Brandenburg. Wallensteins Anwesenheit in Pommern brachte dann Einquartierung und Abgaben mit sich. auam Mitte des Jahrhunderts, als das Herzogsgeschlecht ausgestorben und der Dreißigjährige Krieg vorüber war, ist die Stadt Barth sehr heruntergekommen gewesen. Es sagt die geschriebene Chronik von Barth: "1653 waren von 100 Erben (d. h. Wirtschaften) 43, von 143 halben 46 wüste und 7 ganze und 4 halbe standen leer. " Nur langsam konnten solche wieder ausheilen und die Stadt wieder emporblühen.


 

 

    

 

 



Betrachtet man die Stadt aus der Vogelperspektive auf alten Stichen oder auch auf neuzeitlichen Luftaufnahmen, so ist ihre eindrucksvolle mittelalterliche Struktur mit den Straßen, Gassen und Wallanlagen auch heute noch in all ihrer Ursprünglichkeit sehr schön erkennbar. Sie hat sich bis heute fast unverändert erhalten. In der historischen Stadtanlage verlaufen die Straßen derart, dass sie gewissermaßen einen nahezu geschlossenen Ring um den Stadtkern bilden. Das Zentrum wird von der großen Marienkirche, diesem prächtigen und auch mächtigen Backsteinbau dominiert. Der davor befindliche große Marktplatz ist ebenfalls ein Blickfang. Eindrucksvoll liegt in einiger Entfernung, der Kirche gegenüber, das ehemalige Adlige Fräuleinstift, in der Stadt wird es allgemein Kloster genannt.

Das sind alles Anlagen und Bauwerke, wie sie wohl nur in wenigen Städten dieser Größenordnung zu finden sind.
Von besonderem Charme sind aber die bereits erwähnten, einen Ring bildenden Gässchen, wie Bleicherstraße, Pohlstraße, Gartenstraße, Mauerstraße, Turmstraße mit dem Fangelturm sowie die Wallstraße. Etliche Häuser sind so niedrig, dass man fast aus der Dachrinne trinken kann, wie manche manche Spötter gutmütig behaupten.
Dieser Straßenring wird dann gewissermaßen noch einmal umschlossen von einem zweiten, nämlich grünen Ring: Westlich ist das der Bleicherwall und östlich der Stadtwall. Die Hafenstraße und der Bodden bilden die Stadtbegrenzung nach Norden hin.

An vielen Fenstern in der Pohlstraße und der Bleicherstraße waren früher Spione genannte Spiegel angebracht. Mit diesen war es den neugierigen Hausbewohnern möglich, die enge Straße nach links aber auch nach rechts zu beobachten ohne die Gardine wegzuziehen oder gar ein Fenster öffnen zu müssen. Heute sucht man diese aber vergeblich, sie sind verschwunden. Was eigentlich schade ist, denn auch sie hatten Anteil an der Ausstrahlung der kleinen Gassen, und damit auch der Stadt.
  

Pohlstraße

 

Dammstraße und Dammtor


Der Papenhof

  Brunnen auf dem Marktplatz

 
Rathaus am Teergang



Das Krankenhaus mit Entbindungsstation im Schilfgraben

Das am Schilfgraben gelegene Krankenhaus Barth stand unter fachchirurgischer Leitung. Die vorhandene Bettenzahl war aber im Verhältnis zur Einwohnerzahl Barths und seinem Hinterland nicht ausreichend. Es wurden hier im Jahr etwa 400 bis 500 Operationen durchgeführt.

 

Aus der Not heraus wurde 1945 das Entbindungsheim in der Berufsschule in der Hunnenstraße geschaffen. 1946 wurde es in den Magistergang 8 und 1952 in das ehemalige Bürgermeisterhaus Schilfgraben verlegt. 1955 fand hier die 2000. Entbindung statt.
(Foto-Repro: aus der Festschrift "700 Jahre Stadt Barth 1255-1955")



 

  Lange Straße 32 - eine der bemerkenwertesten Hausfassaden in der Stadt

Frau Sigrid Arlt, die jüngste Tochter von Adolf und Hilde Dahlfeld, schreibt in ihrem "Tagebuch unserer Ausreise", das im Verlag Adolf Dahlfeld Erben erschien ist, "Unser Vater hatte ... 1920 die Druckerei und das Barther Tageblatt gekauft. Da diese Zeitung neben dem politischen Teil vor allem der Heimat verpflichtet war, veröffentlichte er darin Gedichte und Erzählungen von der durch das "Ostseewellenlied" bekannt gewordenen Martha Müller-Grählert. Sie lernte auch meine Mutter kennen und so setzte Frau Müller-Grählert meinen Vater im März 1927 zum Erben ihres literarischen Werkes ein und im April dieses Jahres schenkte sie zur Geburt ihrer Tochter ein reizendes Gedicht."
Im November des Jahres 1991 konnte das Haus zurück gekauft werden.


 
 
Werftstraße 2   

                                           Baustraße 46-54, VEB (K) Holzindustrie Barth
  

  Hafen. Getreidesilo - Übergabestation

 
 

 

 

 

Mrienkirche. Westportal an der Papenstraße

 

  Katholische Kirche am Schilfgraben



 Schwedenwappen über dem Portal des Adligen Fräuleinstiftes

 

Gräber von Insassinen des Adligen Fräuleinstiftes auf dem Barther Friedhof





Mahnmal ehemaliges KZ-Außenlager am Fliegerhorst

Rüdiger Pfäffle