BÄDERSCHIFF UNDINE

Undine´s Endstation bei Kinnbackenhagen vor dem Barther Bodden.

  Foto: Rüdiger Pfäffle

Da liegt er nun, der klägliche Rest eines einst so schönen und beliebten Ausflugsdampfers: Die Undine / Kronprinz! Anfang 1993 machte sich die Kronprinz auf den Weg nach Barth, in einem heftigen Sturm strandete sie im Grabow kurz vor Barth. Hierzu schreibt Wikipedia: „Nachdem das Schiff wegen Treibeis zunächst in Barhöft vor Anker gehen musste, setzte es am 13. Januar 1993 trotz Sturmwarnung seinen Weg nach Barth fort. In der Grabow bei Kinnbackenhagen lief die Kronprinz gegen 12:30 Uhr auf Grund. Wegen des Sturms konnte erst am folgenden Tag ein Schlepper das Schiff erreichen. Die Bergungsversuche misslangen jedoch.“

Einer*, der damals mit an Bord war, schilderte mir das Unheil, das in jener Nacht über die Undine hereinbrach, so: Weil das Schiff einen großen Tiefgang hatte, der Bodden jedoch ein recht flaches Gewässer ist, sollte eine Wetterlage abgepasst werden, die im Bodden Hochwasser garantierte. In den Tagen davor hatten nämlich starke Westwinde das Ostseewasser in den finnischen Meerbusen gedrückt, so dass im Bodden Flachwasserbedingungen herrschten. Am nächsten Tag erwartete man mit Ostwinden zurückflutendes Wasser aus dem Osten in die westliche Ostsee. Das hätte Hochwasser im Bodden gebracht. Mit diesem „Hopser“ sollte die Undine die flache Stelle bei Kinnbackenhagen überwinden. Deshalb wurde das Schiff bis vor Ort gefahren und ging dort vor Anker. Im Verlauf der Nacht kam auch das erwartete Hochwasser, allerdings steigerte sich der Wind unerwartet bis zu einem Orkan. Der eine Anker hielt nicht, auch der zweite nicht. Mit der Maschine zu manövrieren verbot sich in der Dunkelheit im engen Gewässer. Dieser Orkan vertrieb die Undine auf eine Sandbank ohne dass die Besatzung etwas machen konnte.

Der Eigner entschied daraufhin, sein Eigentum an der Undine aufzugeben. Der Kapitän wurde später polizeilich vernommen, ein schuldhaftes Verhalten konnte ihm jedoch nicht vorgeworfen werden. Aber es wurmte ihn, dass ihm in den Medien Dinge unterstellt wurden, die seiner Meinung nach jeglicher Grundlage entbehren. So warf ein Leserbriefschreiber die Frage auf, ob vielleicht mangelnde Geografiekenntnisse des Kapitäns zur Havarie führten, oder ob kein Kompass und keine Seekarten an Bord gewesen seien. Im Nachhinein konnte dem Kapitän aber glaubhaft versichert werden, dass diese Fragen eher lästerlich gemeint waren. Die Anspielung des Lästerers auf die mangelhaften Geografiekenntnisse seien lediglich in spaßhafter Absicht als Aufhänger benutzte worden.

Der Kapitän meinte daraufhin, er sei durchaus nicht empfindlich und reagiere inzwischen nicht mehr auf irgendwelche Anwürfe. Bei ihm, dem Lästerer, sei er allerdings der Meinung, dass er es ehrlich meinte, und nur die Zusammenhänge nicht im Detail kenne. Ein Schiffsführer sei für die Fahrt des Schiffes verantwortlich, und er habe sich auch gestellt und keine Behörde habe ihm ein Fehlverhalten vorgeworfen. Es passieren auf See nun mal Dinge, meinte er, die man nicht immer voraussehen kann. In der Unglücksnacht seien außer ihm, dem Kapitän, sowie dem Eigner, dem Maschinisten und sogar einer Köchin eine ausreichende Besatzung an Bord gewesen, sagte er.

Wenn Sie wollen und Lust haben, schreiben Sie mir oder stellen Sie die Fragen, die Sie beantwortet haben möchten“, lautete abschließend das Angebot des Kapitäns.

(Übrigens, in dieser Nacht des 14. Januar 1993 sank auch die polnische Fähre Jan Heweliusz vor Rügen).

Rüdiger Pfäffle