BARTH-HOLZ

 
 
 

Anhand einer Notiz aus dem Barther Statdarchiv, ergänzt durch Recherchen vor Ort im Waldstück "Planitzer Tannen", habe ich diesen Lageplan zum ehemaligen Bereitschaftslager Barth-Holz erstellt. Er kann natürlich nicht maßstabgerecht sein.
Erläuterung:
1 - Betriebsgelände der Straßenmeisterei
2 - heutiges Wohnhaus, errichtet auf dem Fundament einer ehemaligen Wohnbaracke
3 - Abortbaracke für 10 Personen
4 - Baracke
5 - Abortbaracke für 10 Personen
6 - Baracke
7 - Betonrreste
8 - Abortbaracke für 5 Personen
9 - Bassin ca. 3x5 Meter, frühere Nutzung unklar. Es könnte sich hier um das Badebassin in der Sanitätsbaracke, aber auch um die Abwassergrube der Wäschereibaracke handeln.
Das Betriebsgelände (Nr. 1) der Straßenmeisterei sowie das  Wohnhaus (Nr. 2) existieren. Die Abortbaracken 3,5 und 8 sind nur als Relikte vorhanden. Bei der Baracke (Nr. 4) kann deren ehemaliges Vorhandensein lediglich aufgrund der kümmerlichen Vegetation an dieser Stelle vermutet werden. Auf eine weitere Baracke (Nr. 7) weist ein Fundamentring hin.  

Anhand einer Notiz aus dem Barther Statdarchiv, ergänzt durch Recherchen vor Ort im Waldstück "Planitzer Tannen", habe ich diesen Lageplan zum ehemaligen Bereitschaftslager Barth-Holz erstellt. Er kann natürlich nicht maßstabgerecht sein.
Erläuterung:
1 - Betriebsgelände der Straßenmeisterei
2 - heutiges Wohnhaus, errichtet auf dem Fundament einer ehemaligen Wohnbaracke
3 - Abortbaracke für 10 Personen
4 - Baracke
5 - Abortbaracke für 10 Personen
6 - Baracke
7 - Betonrreste
8 - Abortbaracke für 5 Personen
9 - Bassin ca. 3x5 Meter, frühere Nutzung unklar. Es könnte sich hier um das Badebassin in der Sanitätsbaracke, aber auch um die Abwassergrube der Wäschereibaracke handeln.
Das Betriebsgelände (Nr. 1) der Straßenmeisterei sowie das  Wohnhaus (Nr. 2) existieren. Die Abortbaracken 3,5 und 8 sind nur als Relikte vorhanden. Bei der Baracke (Nr. 4) kann deren ehemaliges Vorhandensein lediglich aufgrund der kümmerlichen Vegetation an dieser Stelle vermutet werden. Auf eine weitere Baracke (Nr. 7) weist ein Fundamentring hin.
Barth-Holz existiert seit Anfang der 1960er Jahre eigentlich gar nicht mehr. Nur noch ein einziges bewohntes Gebäude steht dort in aller Einsamkeit, mitten zwischen Kierfern und Fichten. Wenn man auf der L 21 fährt und auf die Halbinsel will, sieht man kurz hinter der Barthe-Brücke und vor dem Abzweig nach Zingst hinter einem schmalen Waldstück eine Wohnsiedlung hervorgucken. Barth-Tannenheim ist gemeint, auch als Bereitschaftslager Barth-Stein noch in der Erinnerung. Nur 150 Meter weiter dann in Richtung Bodstedt stand einst ein weiteres Bereitschaftslager: Barth-Holz mit einer Gesamtgröße von rund 55.000 m², von einem Maschendrahtzaun eingefriedet. Man könnte es auch so formulieren: Rechts der Darßbahn ist Barth-Tannenheim, und links der Darßbahn das Lager Barth-Holz.

Was den Heimatinteressierten mit der Vergangenheit dieses Lagers beschäftigen lässt, ist das Unbekannte, das diesen Ort auch heute noch umgibt. Ein Geheimnis gibt es dabei jedoch nicht. Denn dort waren Baracken, genau wie in Barth-Stein (Tannenheim). Aber kaum jemand, der befragt werden kann, weiß Genaueres. Als Antwort käme nicht viel mehr zurück, als "da waren Baracken", und das war´s auch schon. Am 22. Januar 2022 bekam ich die erstaunte Frage "Barth-Holz, was ist das"? Der unwissende Fragesteller, etwa dreißig Jahre alt, wohnt bezeichnenderweise im Ginsterweg in Tannenhaeim, also nur etwa hundert Meter von Barth-Holz entfernt. Bauliche Spuren von Barth-Holz findet nur noch derjenige, der sich aktiv mit dieser Angelegenheit befasst. Oder wenn er vielleicht Barth-Holz noch aus seinen Kindertagen in der Erinnerung hat. Vereinzelte Fundamentreste, von Sträuchern, Gestrüpp und kleineren Kiefern übergewuchert, zeugen von früheren Bauten.

Eine Familie Deutschmann hatte bis Ende der 1950er Jahre hier ihr zu Hause. Im Ginsterweg habe ich 2020 eine ältere Damen kennen gelernt, die in Barth-Holz wohnte. Mehrere der einstigen Barth-Holzer wurden vor dem Abriss der letzten dortigen Baracken nach Barth-Stein (Tannenheim) umgesiedelt. Einige wehrten sich zwar gegen die Umquartierung, doch letzten Endes mussten auch sie sich der Anordnung fügen. Auf dem unveränderten Fundament jener Baracke, in welcher besagte Familie Deutschmann einst wohnte, steht heute ein neues Wohnhaus, errichtet im gleichen Barackenstil.

***
In den Holzbaracken wohnte unter Anderem auch ein junger Mann mit Namen Paul P. Er arbeitete in einer der Kohlehandlungen am Barther Westhafen. Seinen täglichen Weg zur Arbeit und wieder zurück nach Barth-Holz legte er zu jeder Jahreszeit zu Fuß zurück. Ein Fahrrad besaß er nicht, und die Busfahrer hätten ihn auch nicht in ihr Fahrzeug einsteigen lassen, da sich Paul nach seiner schweren Arbeit als Kohlenausträger weder den Kohlenstaub abwusch, noch die Kleidung danach wechselte. Man erlebte Paul auf seinem Heimweg nicht anders, als mit schwarzem, staubverschmiertem Gesicht und mit Igelitstiefeln an den Füßen. Die Schuljungens passten ihn häufig hinter der Barthebrücke ab um ihn zu hänseln. Paul war zwar ein recht groß gewachsener junger Mann, der sich die Gören problemlos hätte vom Halse halten können, doch er war in dieser Hinsicht ein völlig hilfloser Mensch, der sich nicht zu wehren wusste.

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Doch welche Bewandtnis hat es mit Barth-Holz nach 1945 auf sich? Was weiß man heutzutage noch über die Zwangsarbeiter, die von 1941 bis zum 30. April 1945 in dem Lager Barth-Holz lebten? Leider sehr wenig. Wie verbrachten diese Menschen ihre Zeit im Lager. Wo waren deren Unterkünfte? Wie waren die Zustände in diesen Unterkünften?

Für diese Zwangsarbeiter war in den Planitzer Tannen etwa zwei Kilometer hinter der Barthebrücke

das Barackenlager Barth-Holz errichtet worden. Detaillierte Baupläne, wie über Barth-Stein (Tannenheim) sind meines Wissens nicht vorhanden. Ebenso ist nichts darüber bekannt, wie sich das Leben im Lager abspielte.

Am 30. Januar 1947 gab der sowjetische Stadt-Kommandant in Barth, Oberstleutnant Swonarew, die beiden Bereitschaftslager Barth-Stein und Barth-Holz an die Deutsche Selbstverwaltungsbehörde zurück. Im Vorfeld dessen musste das Barther Bauamt wenige Tage zuvor einen Bericht übergeben zu den Bereitschaftslagern sowie zum ehemaligen Flakübungsplatz in Zingst. Der Bericht aus dem Bauamt vom 25. Januar 1947 ist das einzige mir bekannte Dokument zum einstigen Bereitschaftslager Barth-Holz. Es ist eine kurze, zwölfzeilige Notiz, die im Rathaus archiviert ist. Sie gewährt uns einen ganz kleinen Einlick in den Aufbau des Lagers, waraus sich auch in begrenztem Maße Rückschlüsse ableiten lassen auf die Situation der dort lebenden Menschen.

Das Lager Barth-Holz liegt an der Straße nach Bodstedt etwa 3,5 km westlich von Barth auf einem mit Drahtzaun umzunten Gelände von rund 55.000 m² Größe. Westlich des Haupteinganges liegen 6 Baracken von einer Größe zusammen 12.000m³ umbautem Raum. Ferner eine Baracke für die Lagerwache und 2 Abortbaracken. Östlich des Haupteinganges liegen die Baracke für die Lagerverwaltung, die Sanitätsbaracke mit Badeanstalt, der große Saal mit anschließendem Küchen- und Wirtschaftsteil, Wäschereibaracke, 2 Holzschuppen, 1 Garagengebäude und 2 Abortbaracken mit rund zusammen 8.000 m³ umbauten Raum..

Sämtliche Gebäude sind Holzbaracken mit Pappdach mit Ausnahme des Saalgebäudes, das in Holzfachwerk mit Ziegelausmauerung errchtet ist.“

Aufgrund dieser Notiz ist bekannt, dass das Lager insgesamt 18 Bauwerke umfasste:

6 Wohnbaracken, 4 Abortbaracken, 1 Wache, 1 Verwaltung, 1 Sanitätsbaracke, 1 Saal mit Wirtschaftsteil, 1 Wäscherei, 1 Garage sowie 2 Schuppen. Von den meisten, außer 3 Aborten und einer Baracke am östlichen Eingang, ist jedoch ncht bekannt, wo sie standen..

Das Thema Zwangsarbeit in Barth und Barth-Holz ist auch teilweise Gegenstand der Dokomentation „Einsatz & Lebensbedingungen von ausländischen Zwangsarbeitern während des Zweiten Weltkrieges in Mecklenburg-Vorpommern“ von Dr. Florian Ostrop:

Die vergleichsweise kleinen „Pommerschen Industrie Werke (PIW)“ in Barth beschäftigten 1944 […] ca. 3.600 Arbeiter einschließlich 1.500 Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter. Im Bereitschaftslager Barth-Holz waren davon im April 1944 1.71 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, im Lager Barth-Stein im Mai 1944 exakt 1.479 deutsche Arbeiterinnen und Arbeiter untergebracht.“

Die Zahl 1.71 dürfte sicherlich ein Druckfehler sein, es fehlt wohl eine Null. Bis 1941/42 wurden Fremdarbeiter „noch in ihren Heimatländern mehr oder weniger freiwillig geworben. Doch bald kamen solche hinzu, die durch gewaltsame Zuweisung nach Deutschland gepresst worden sind. Wenig später ersetzten Zwangsarbeiter massenhaft die deutschen Arbeiter in den Rüstungsbetrieben, ab 1943/44 kommandierten die NS-Behörden auch KZ-Häftlinge in die Betriebe.“

Bereitschaftslager als Wohnunterkünfte, wie jenes in Barth-Stein, wurden im Interesse der deutschen Rüstungsindustrie ab 1938 im gesamten Reichsgebiet gebaut. Die Bezeichnung Bereitschaftslager wurde von Beginn an für die Arbeitslager der Dienstverpflichteten in der Rüstungsindustrie verwendet. In Barth handelte es sich um Munitionsfabrik, die als „Pommersche Industriewerke GmbH“ getarnt war. Die Dienstverpflichteten sollten in möglichst naher Umgebung zu dem jeweiligen Werk wohnen. Für sie wurden in Werksnähe Häuser in vorrangig massiver Bauweise als Wohnlager errichtet, wie in Barth-Stein. Es gab aber auch Lager, in denen die Unterkünfte als Holzbaracken errichtet worden waren, wie es an der Bodstedter Straße in Barth-Holz der Fall gewesen war.

Bereitschaftslager konnten einige Hundert bis Tausend Wohnungen umfassen. Dazu gehörte jeweils ein zentral gelegenes Versorgungszentrum und entsprechende Verwaltungsgebäude. Für die Lager wurden am liebsten Orte gewählt, die im Wald versteckt liegen, wie in Barth-Stein. Waren keine solchen natürlichen Bedingungen vorhanden, wurde das Lager mit aufgeschütteten Erdwällen nach außen hin abgeschirmt, wie in Oderberg. Große Bedeutung wurde auch dem Wohnumfeld beigemessen. Die Wohnanlagen wurden nach Möglichkeit in eine parkartig gestaltete Grünfläche eingebettet. Hier erhielten dienstverpflichtete, also zwangsverpflichtete, deutsche Arbeiter Wohngelegenheiten. Auch Büroangestellte mit deren Familien wohnten hier. Für diese Mitarbeiter der Rüstungsbetriebe entstanden Ein- und Doppelhäuser, die einen ganz anderen, komfortableren Zuschnitt hatten als die Unterkünfte der einfachen Mannschaften.

Im Lager Barth-Holz waren die Wohn- und Lebensbedingungen völlig andere. Es handelte sich hier um Holzbaracken, in denen es keine Toiletten und möglicherweise nicht einmal Waschgelegenheiten gab.

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Der sowjetische Stadtkommandant Oberstleutnant Swonarew gab am 30. Januar 1947 die beiden seit dem 1. Mai 1945 von der Roten Armee besetzten Bereitschaftslager Barth-Holz und Barth-Stein an die Deutsche Selbstverwaltungsbehörde“ zurück. Wenige Tage zuvor, am 27. Januar erstellte dazu vorbereitend das Barther Stadtbauamt Berichte zu den Lagern Barth-Stein und Barth-Holz sowie zum ehemaligen Flakübungsplatz in Zingst, die im Rathaus archiviert sind. Eine darin enthaltene kurze zwölfzeilige Notiz ist das einzige mir bekannte Dokument, das Auskunft gibt zum Lager Barth-Holz.

Demzufolge standen westlich des Haupteinganges sechs Baracken. Ferner gab es eine Baracke für die Lagerwache und zwei große, in Resten noch vorhandene, Abortbaracken mit jeweils zehn „Plätzen“. Ob sich zwischen den „Sitzplätzen“ überhaupt Trennwände befanden, lässt sich nicht sagen.

Die östlich des Haupteinganges stehenden Gebäuden waren außer dem großen Saal mit Küche und Wirschafttrakt, ebenfalls Holzbaracken. Dieser Saal war in Holzfachwerk mit Ziegelsteinausmauerung errichtet worden. In den anderen. Holzbaracken befanden sich die Lagerverwaltung, eine Sanitätsbaracke und eine Wäscherei. Von zwei Abortbaracken ist nur eine noch in Resten vorhanden. Sie bot Platz für fünf Personen, die andere Baracke ist nicht mehr nachweisbar. Zwei Holzschuppen und ein Garagengebäude komplettierten das Lagerensemble.

In der Notiz aus dem Bauamt wird eine Badeanstalt erwähnt. Das darf wohl nicht wörtlich genommen werden. Auf halber Strecke zwischen der kleineren Abortbaracke und der Trasse der ehemaligen Darßbahn sieht man heutzutage ein offenes, betoniertes Bassin, etwa fünf Meter lang, drei Meter breit und zwei Meter tief. Zwei größere Zu- und Ablussrohre münden links und rechts in einen Graben. Hierbei könnte es sich unter Umständen um die Überreste der erwähnten Badeanstalt handeln. Denkbar wäre auch, dass es zur Wäschereibaracke gehörte oder gar eine Klärgrube war. Da Baudokumente und Lägepläne aus jener Zeit zu Barth-Holz nicht vorhanden sind, muss vieles leider nur Vermutung bleiben.

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Bis Kriegsende waren in Barth-Holz Arbeitskräfte für die Munitionsfabrik Pommersche Industriewerke (PIW) einquartiert. Dabei handelte es sich um Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus den besetzten Gebieten des europäischen Ostens.
Im Laufe des Krieges waren zunehmend auch Frauen von der Dienstverpflichtung betroffen. Im Lager Barth-Holz haben nicht nur Zwangsarbeiter aus Osteuropa gewohnt, es waren Kriegsgefangene, Häftlinge und italienische Miitärinternierte darunter.

Wer waren diese letztgenannten Menschen aus Südeuropa? Nachdem das faschistische Italien im September 1943 kapituliert hatte, wurden viele italienische Soldaten nach Deutschland deportiert und beschönigend als „Militärinternierte“ bezeichnet. Im Herbst 1943 trafen die ersten davon in Barth ein. Und, wie wir wissen, beschäftigten auch die PIW etliche dieser Menschen, die bis zum 30. April 1945 in den Baracken im Lager Barth-Holz lebten. Mit ihrer Arbeitskraft mussten sie die deutsche Rüstungsindustrie unterstützen. Wer den Arbeitseinsatz verweigerte, wurde als Kriegsgefangener eingestuft. Diese Kriegsgefangenen wurden teils korrekt nach den Vorschriften des Genfer Abkommens behandelt, teils in Konzentrationslager überstellt, teils zur Zwangsarbeit in die Operationsgebiete an der Ostfront verbracht, teils erschossen.

Dr. Florian Ostrop schreibt in seiner Dokumentation zu ausländischen Zwangsarbeitern während des Zweiten Weltkrieges in Mecklenburg-Vorpommern:

Die Rüstung und der Aufbau neuer Waffengattungen im Dritten Reich brachten den Bewohnern zunächst Arbeit und in den neuen Wohnungen einen überdurchschnittlichen Lebensstandard, der im Vergleich mit den Bedingungen im Umfeld als spürbare Verbesserung empfunden wurde. [...]
Die neuen Produktionsstätten dehnten sich kräftig aus und zogen in merklichen Größenordnungen zusätzliche Arbeitskräfte aus dem Umland in ihren Bann. Neben den ausgedehnten Wehrmachtsobjekten und Produktionsstätten wuchsen lichte Wohnkomplexe für die neuen Beschäftigten. [...]

Von diesen für langfristige Nutzung geplanten Wohnviertel deutlich abgesetzt wurden von staatlichen und privaten Trägern zusätzliche Unterkünfte errichtet, die als „Bereitschaftslager“ in den arbeitskräfteintensiven Aufbauzeiten deutsche Arbeiter und Arbeiterinnen, häufig dienstverpflichtete Mädchen, aufnahmen. Als Massenquartiere schossen die „Holz“ und „Stein“-Lager aus dem Boden, die aus schnell errichteten Holzbaracken oder spartanisch ausgestatteten Ziegelflachbauten bestanden. [...]“.

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Entgegen von Aussagen, die Barth-Holzer Arbeitskräfte hätten für den Weg zur Arbeit nicht die Werkbahn ab Tannenheim benutzen dürfen, verhielt es sich vielleicht anders. Ein ehemaliger Eisenbahner, der nach 1945 im Bahnhof Tannenheim wohnte, erzählte mir, die Menschen seien zu Fuß von Barth-Holz aus durch den Wald nach Planitz gegangen. Dort gab es eigens für diese Menschen einen Durchgang durch den Zaun, um hier zum Bahnsteig zu gelangen und in die Werkbahn einzusteigen. Noch in den 1960er Jahren befand sich an dieser Stelle ein "Ein-Mann-Bunker". Reste davon liegen auch heute noch dort an der Weggabelung am Gäthkenhäger Weg und Planitz. Auch die alte Bahnsteigkante der privat betriebenen Werkbahn ist noch vorhanden.

Nach Kriegsende diente das Lager Barth-Holz zunächst als Quarantäneeinrichtung für Umsiedler. Anfang 1947 war es mit ca. 200 Personen belegt.
Nachdem Barth-Holz an die deutsche Selbstverwaltung übergeben worden war, änderte sich das Vokabular für dieses Lager. Im offiziellen Schriftverkehr liest man nun von Bereitschaftssiedlung oder Holzlager, auch der Begriff Umsiedlerlager wurde nun verwendet.

Dierk Ower