9 - BARTHER UMLAND

Martenshagen und Spoldershagen
Mir wurden Aufzeichnungen mit dazugehörigen Fotos aus den Jahren 1968 und 1969 aus Martenshagen und Spoldershagenies zugänglich gemacht. Sowohl die Bilder als auch die schriftlichen Aufzeichnungen stammen von Herrn Willi Schöffel. Er war damals der Vorsitzende der LPG. Wie ein Foto aus einer Broschüre aus dem Jahr 1985 vermuten lässt, muss Willi Schöffel im Dorf und bei seinen Mitarbeitern eine anerkannte und respektierte Persönlichkeit gewesen sein. Auf dem besagten Foto ist ein Mann zu sehen, bei dem es sich eventuell um Willi Schöffel handelt. Ob es sich so verhält, weiß ich allerdings nicht, es kann nur vermutet werden. Er steht dort am Rande eines Feldes, daneben ist ein Schild zu sehen. Das trägt die mit einem Pinsel gemachte Aufschrift „Schöffelallee“.
Dazu erfuhr ich, dass der Weg zum Zeitpunkt der Aufnahme ein unbefestigter und ausgesprochen modderiger Weg gewesen sei. Da sich Willi Schöffel in seiner Eigenschaft als LPG-Chef sehr für den Ausbau und die Befestigung des Weges stark machte, benannten seine Mitarbeiter den Weg als „Schöffelallee und stellten aus Dank und Anerkennung das besagte Schild auf. Der Weg führt von Spoldershagen nach Gäthkenhagen und wurde auf Betreiben Willi Schöffels letztlich auch mit Betonplatten ausgebaut.

Mit seinen persönlichen Aufzeichnungen und seinem eigenen Bildmaterial zum Geschehen in den beiden Dörfern Martenshagen und Spoldershagen der Jahre 1968 und 1969 hat uns Willi Schöffel sozusagen eine kleine Chronik hinterlassen.


Nachstehend können alle Bilder sowie die dazugehörigen Texte aus den Aufzeichnungen des ehemaligen Vorsitzenden der LPG "Ernst-Moritz-Arndt", Willi Schöffel, betrachtet werden.


Bein Anblick dieser Aufnahme kommt die Fürsorge für unsere kleinsten Bürger und heranwachsende Jugend zum Ausdruck. In dem geschaffenen Kindergarten in Martenshagen befinden sich die Kinder der berufstätigen Mütter in guter Obhut und fühlen sich wohlgeborgen. Der Zuwachsin der Wertschaffung für diese Einrichtung beträgt 1968/69 insgesamt 2.500 Mark.
Diese Bilder zeigen den Saisonkindergarten in Martenshagen. Mit viel Fleiß und Interesse wurde im Wettbewerb der Nationalen Front beim Aufbau des Zaunes und bei Installationsarbeiten für die Einrichtung ein Wert von 500 Mark geschaffen. Insbesondere zeichneten sich die Eltern Jürgen Krauel und Heinrich Lüdtke bei den durchgeführten Maßnahmen aus.
 



Das Bild zeigt das Wirtschaftsgebäude der LPG mit dem Anbau einer neuen Küche mit Speisesaal sowie die neu angelegte und geschaffene Grünanlage. Das gesamte Objekt befindet sich im Ortsteil Spoldershagen. Der noch  in den Vorjahren bestehende Schandfleck wurde hierdurch beseitigt. Der Wertumfang beträgt 25.000 Mark und wurde im Jahre 1968/69 geschaffen.
 
 
Der Vorgarten von Karl Bladt, Martenshagen, gelegen an der F 105 wird mit viel Liebe und Sorgfalt
gepflegt und ständig neu gestaltet. Beachtenswert sind auch die Werterhaltungsmaßnahmen am Wohngrundstück, die im Jahre 1968/69 durchgeführt wurden und einen Wert von 4.000 Mark erreichten.
 
Die Bushaltestelle ist ein Objekt, welches 1968 für den Ortsteil Martenshagen neu geschaffen wurde. Alle Bürger der Gemeinde begrüßen die Fertigstellung und waren mit Herz und Hand dabei.

Diese Konsumverkaufsstelle in Martenshagen wurde durch Initiative des Verkaufsstellenausschusses mit einem neuren Außenanstrich versehen. Die FDJ-ler haben hierbei eine vorbildliche Mitarbeit geleistet und einen Wert von 600 Mark geschaffen.

Obenstehendes Bild zeigt die Lebensmittelverkaufsstelle in Spoldershagen. Mit Hilfe des Verkaufsstellenausschusses wurde die Befestigung der Fahrbahn für Kraftfahrzeuge und der Fußgängerweg zur Vst. im Wettbewerb der Nationalen Front durchgeführt. Die Bevölkerung und Fahrer der KG und GHG sprechen sich lobend für die durchgeführten Maßnahmen aus, wobei ein Wert von 700 Mark geschaffen wurde.


Das Bild dokumentiert die große Bereitschaft und Hilfe aller männlichen Kräfte des Ortsteiles Spoldershagen bei der Durchführung der Meliorations- und Grabenbauarbeiten beim Straßenbau . Am Objekt der Straße waren 60 männliche Kräfte beteiligt und es wurde ein Wert von 7.000 Mark geschaffen. Diese Hilfsaktion trug wesentlich dazu bei, dass der Vorflut sowie die Trockenlegung der Straße planmäßig herbeigeführt werden konnte.

Dieses Straßenbild stellt die Verbindung zum Milchkombinat der LPG dar und wurde in diesem Jahr bis zum Ortsteil Gäthkenhagen in einer Länge von 1,5 km mit Betonplatten weiter befestigt. Die Baubrigade der LPG leistete hierbei in Feierabendschichten eine vorbildliche Arbeit.

Dieses Bild zeigt, wie auf Initiative des Ortsausschusses der Nationalen Front/Wohnbezirk Spoldershagen ein neuer Bürgersteig auf einer Länge von 200 Metern mit Hilfe der Bevölkerung geschaffen wird. Es wurden bisher drei Sonntage genutzt, und hierbei ein Wert von 1.500 Mark erzielt.

So wurde von unseren Bürgern in Spoldershagen der Wettbewerb „Schöner unsere Städte und Gemeinden“ verstanden. Diese Ansicht ist nur Beispiel für viele weitere und löste einen großen Ansporn bei den umliegenden Dorfbewohnern aus. Der geschaffene Wert wurde mit 500 Mark eingeschätzt.

 
Durch Einsatz de modernen Technik werden hier Betonplatten abgelegt, die für die Straßenbefestigung von Spoldershagen nach Gäthkenhagen vorgesehen sind. Diese Arbeiten werden größtenteils  in Feierabendschichten verrichtet und im Wettbewerb der Nationalen Front abgerechnet.

Der Grundstückseigentümer Kurt Frank benutzt jede Freizeit neben seiner Tätigkeit als Melker bei der LPG, sich der Werterhaltung des Wohnhauses und Pflege des Vorgartens in vorbildlicher Weise zu widmen.

Die Fassade des Wohngrundstückes Horst Freund wurde auf dessen Eigeninitiative neu gestaltet. Der Wertumfang beträgt 3.000 Mark. Mit großer Sorgfalt werden der Vorgarten und Umgebung stets vorbildlich gepflegt. Ein Beispiel für gute Taten im Wettbewerb der Nationalen Front.


D
ie Einwohner des Vierfamilienhauses, Ortseingang in Spoldershagen, beweisen durch ihr gemeinsames Handeln, dass sie tatkräftig mithelfen, zur Dorfverschönerung beizutragen. Eine Grünanlage, ein Bürgersteig und Blumenbeete wurden in kollektiver Zusammenarbeit neu geschaffen.


Diese Bild veranschaulicht, wie vonseiten der LPG „Ernst-Moritz-Arndt“ die geplanten Meliorationsmaßnahmen größeren Umfangs durchgeführt werden. Die Hebung der Bodenfruchtbarkeit gewinnt hierdurch immer mehr an Bedeutung.

Das Kollektiv dieses Vierfamilienhauses in Spoldershagen zeichnet sich besonders dadurch aus, dass in den vielfältigsten Formen die Eigeninitiative im Wettbewerb der Nationalen Front entfaltet wird. Die breite Mitarbeit des Kollektivs erstreckt sich vor allem auf den Zimmerausbau und auf die Verschönerung und Neugestaltung der Anlagen dieses Wohngrundstückes. Die bisherige Wertschaffung 1968/69 beträgt 4.000 Mark.

Die Gestaltung des Wohngrundstückes von Paul Schulz in Martenshagen ist das hervorragende Beispiel für viele Mitbürger des Ortes. Neben den Werterhaltungsmaßnahmen am Wohngrundstück wurden sichtbare Veränderungen zur Schöngestaltung des Dorfbildes geleistet. Der geschaffene Wert, der 1968/69 erbracht wurde, beträgt 6.000 Mark.

Diese Wohngrundstück entstand durch Um- und Ausbau. Es gehört zum volkseigenen Sektor der Gemeinde und es wurden für die kinderreiche Familie E. Kröning drei Wohnräume zusätzlich geschaffen. Bei der äußeren Gestaltung des Wohngrundstückes hat die Familie Kröning im Jahre 1968 hervorragende Leistungen vollbracht, die dazu beitrugen, das Dorfbild in hohem Maße zu verschönern.

Grundstück der Familie Eberhard Dobs, 1969.


Obenstehendes Bild zeigt, wie die Gräben beiderseits der Straße gezogen wurden und die durchgeführten Arbeiten wesentlich zur Dorfverscönerung beitrugen.

Warst du schon einmal in Spoldershagen?

Mit großer Wahrscheinlichkeit dürfte die Antwort bei den meisten Befragten ein Nein sein. Spoldershagen? Wo soll das denn sein?

Dabei ist schon jeder, der mit dem Auto Martenshagen passiert hat, an eben jenem unscheinbaren Schild vorbeigerauscht, das anzeigt, dass es hier nach Spoldershagen geht.

Es ist ein kleines Dorf, bei Barth gelegen, abseits der großen, stark befahrenen Bundesstraße B 105. Ohne Bordsteinkante an den unbefestigten Straßenrändern, ohne Leitlinien und ohne schützende Leitplanken führt die schmale Straße ins Dorf hinein. Nach einem Gehweg hält man hier und im Dorf vergebens Ausschau. Den braucht man hier auch nicht, der ist gar nicht erforderlich. Die relativ wenigen Autos fahren der Not gehorchend nicht zu schnell, das erlaubt die kurvenreiche und holperige Straße ohnehin kaum.

Dafür ist Spoldershagen das, was ein Stadtmensch schon gar nicht mehr kennt. Es ist ein Dorf, wie wir älteren Leutchen es noch von früher her, aus der „guten alten Zeit“, kennen. Hühner laufen pickend seelenruhig die Straße entlang. Unmittelbar am Straßenrand liegen oder stehen Schafe und angetüterte Ziegen und rupfen frisches Gras.

Selbst eine Katze liegt dort mitten auf der Straße. Sie genießt die Sonne und räkelt sich gelangweilt. Kommt doch einmal ein Fahrzeug vorbei, so verlässt sie nur ungern ihren Platz.

Manche der Ziegen tragen ziemlich große, gewundene Hörner, die auf den Stadtmenschen einen recht bedrohlich und gefährlich wirkenden Eindruck machen. Ob es nun wirklich ein Bock ist oder nicht, das kann ich nicht genau sagen, ich habe ja in dieser tierischen Angelegenheit keinerlei Erfahrungen. Einen Buben, der gerade mit dem Fahrrad angeradelt kommt und dabei die Straßenkatze verständnisvoll umkurvt, mochte ich auch nicht fragen. Der hätte mich sicherlich verständnislos angesehen und mich belustigt ausgelacht. Aber, schlussfolgere ich, mit so einem großem Gehörn auf dem Kopf kann es gar nicht anders sein: Das muss ganz logisch ein Ziegenbock sein. Ob ich damit richtig lag? Wer weiß?! Der große, stattliche Bock guckt jedenfalls mit seinen frechen Glubschaugen über den Wall hinweg neugierig auf den fremden Müßiggänger aus der Stadt.

Einen schönen kleinen Dorfteich kann Spoldershagen aufweisen, bei dem die Freiwillige Feuerwehr in einem nicht allzu großen Gebäude ihre Gerätschaften unterbringt. Die Feuerwehr hat auch in diesem Dorf eine lange
Tradition. So stellt sie nachweislich bereits seit 1896 eine Mannschaft, und ist heute ein wichtiger Bestandteil des öffentlichen Lebens.

Verblüffend auch der große Misthaufen mitten im Dorf. Aber zu einem richtigen Dorf gehört eben ein richtiger Misthaufen. Er ist zur Straße hin hinter einem hohen Erdwall weitgehend verborgen. Ein Mist-, oder besser gesagt Dunghaufen, bedeutet, hier stehen die Kühe nicht im Stall auf sogenannten Spaltenrosten und produzieren Gülle, die in große Sammelbecken gepumpt werden müssen, um sie anschließend mit den berüchtigten Güllewagen auf die Felder und Äcker zu fahren und damit dann die Luft zu verpesten. Die Tiere stehen sommers draußen im Freien bei dem Stallgebäude, von der Dorfstraße lediglich einen Meter entfernt.

Ja, so hatte ich ein Bauerndorf in der Erinnerung, wusste aber nicht, dass es so etwas tatsächlich noch gibt.

Einen kleinen Bahnhof hatte der Ort vor vielen Jahren auch, aber von dem finden sich keine Spuren mehr. Die Bahn, es handelte sich eine Schmalspurbahn von Barth nach Damgarten, auch als Rübenbahn bekannt, wurde 1968 außer Betrieb genommen. Wo die Bahntrasse verlief, wissen selbst manche Einheimische nicht mehr.

Spoldershagen war bis Mitte 1945 nicht nur ein schlichtes Bauerndorf, es war ein Rittergut. Einen Hinweis dafür fand ich mit einer Verdienstbescheinigung aus dem Jahre 1939 für einen gewissen Paul E. Der Inhalt des Dokumentes:

„Bescheinigung. Der bei mir im letzten Monat vor der Einberufung in Beschäftigung gestandene Arbeiter - Angestellten – (Name) Paul E. aus Barth hatte einen Stundenlohn von 0,70 RM. Der Wochenlohn betrug hiernach (Stundenlohn mal 48 Std. ) (60 Stunden gearbeitet) 42.- RM.

Nach Abzug der einbehaltenen Steuern, der gesetzlichen Beiträge zur Reichsversicherung und Arbeitslosenversicherung 3,25 RM. verblieb ein Nettowochenverdienst 39,75 RM.

Der Monats-Nettoverdienst ergibt hiernach (4 1/3 mal Wochen-Nettoverdienst 172,25 RM.

Diese Bescheinigung wird mit der ausdrücklichen Versicherung der Richtigkeit der gemachten Angaben abgegeben.

Rittergut Spoldershagen Post Lüdershagen (Vorpommern), den 16.10.1939 Gutsverwaltung Spoldershagen (Unterschrift) (Arbeitsgeber)“

Paul musste also gleich zu Kriegsbeginn zum Barras. Ob er unbeschadet wieder heimgekehrt ist? Wir wissen´s nicht.

Die Gegend um Spoldershagen wurde schon in der Steinzeit besiedelt, davon zeugen steinzeitliche Funde. Der Ortsname lässt sich wahrscheinlich auf „Spolder“, auf einen Holzspalter, zurückführen. Es ist eine frühdeutsche Gründung während der deutschen Ostkolonisation. Spoldershagen wurde als „Spoldenershagen“ am 18. November 1319 erstmals urkundlich erwähnt, gehörte aber bereits 1318 zur Herrschaft Divitz.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde nicht nur Spoldershagen, sondern auch die in der Nachbarschaft liegenden Dörfer Divitz, Martenshagen und Gäthkenhagen fast vollständig vernichtet. Aus jener Zeit wurde sogar über den “Blutritt“ von Spoldershagen berichtet. Kulturhistorisch ist aus der späteren Schwedenzeit eines der beliebtesten Volksfeste, das Tonnenabschlagen, erhalten geblieben.

In der Gegenwart ist ein „Rittergut“, zumindest in Mecklenburg-Vorpommern, lediglich ein Begriff, der aus Gründen des Marketings verwendet wird. Da werden umfunktionierte Herrenhäuser, Schlossanlagen und Gutshäuser zum Beispiel für Ferien- oder Urlaubsanlagen vermarktet. Der Begriff Rittergut hat rechtlich keine Bedeutung mehr. Denn „ein Rittergut war ein Besitz, mit dem durch Gesetz oder Gewohnheitsrecht Vorrechte des Eigentümers, insbesondere Steuerbefreiungen, die Kanzleifähigkeit und die Landtagsfähigkeit, verbunden waren.“
(Wikipedia)

Zum Schluss noch drei Beispiele für heutige „Rittergüter“: „Förderverein Rittergut Bandelstorf e.V.“ in Bandelstorf, „Rittergut Schloß Preetz“ in Preetz, „Rittergut Bömitz“ in Rubkow.
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1945 – Die Güter werden aufgeteilt
Als die Rote Armee am 1. Mai 1945 in Barth einmarschierte,verließen viele Gutsbesitzer und Großbauern ihre Besitzungen. Die nun herrenlos gewordenen Güter wurden vorübergehend von der Roten Armee verwaltet. Zur Durchführung der Bodenreform wurden sie an die deutschen Behörden zurückgegeben. So auch im Gebiet des heutigen Amtes Barth.
Fünf Beispiele dazu seien hier aus dem Jahr 1945 angeführt.
In Spoldershagen/Martenshagen war dies am 12. September 1945 der Fall. Die Feldwebel der Roten Armee Wemjonon und Wonorinin vollzogen diesen Akt.
Am 28. September übergab die SMAD (Sowjetische Militäradministration) das Gut Dabitz. Bis dahin waren die sowjetischen Oberfeldwebel Ladigin und der Obersergeant Kostinin mit der Verwaltung dieses Gutes betraut gewesen.
In Rubitz waren bislang der Sergeant Shuljew und der Soldat die Verwalter des Gutes. Sie überführten es am 23. September in die Zuständigkeit der deutschen Behörden.
In Frauendorf erfolgte die Übergabe am 15. September durch den Sergeanten Kostikow.
Diese Güter wurden zunächst an den damaligen Bezirksbürgermeister Karl Lemke übergeben. Anschließend übernahmen dann Bürgermeister und Gemeindbodenkommissionen die Liegenschaften. In den genannten Kommissionen waren zur scheinbaren demokratischen Mitbestimmung Vertreter der KPD, SPD, CDU und LDPD eingebunden. Es darf davon ausgegangen werden, dass die KPD-Leute den Weg vorgaben, dem die anderen Mitlieder zu folgen hatten.
Am 5. September 1945 verabschiedete dann das Land Mecklenburg-Vorpommern als das zweite Land in der Sowjetischen Besatzungszone die Verordnung über die Bodenreform. Dabei hielt man es für erforderlich, dass die noch verbliebenen Gutsbesitzer ihre Höfe zu verlassen hatten. Sie durften, bzw. mussten, sich in einer Entfernung von fünfzig Kilometern neu ansiedeln. Damit sollte der Einfluss der Gutsbesitzer und deren Familien in den Dörfern gebrochen werden. Erlaubt war ihnen lediglich die Mitnahme des Notwendigsten, wie Kleider, Wäsche und Betten.
Um die schwierige Situation bei der Volksversorgung zu bewältigen, hatte die SMAD am 18. Juni den Befehl Nummer 40 erlassen. Dieser beinhaltete die Einführung einer neuen Ablieferungspflicht. Nach dem neuen Ablieferungssystem galt für die Bauern ein gewisses Ablieferungssoll, durften aber über alles, was sie darüber hinaus produziert hatten, frei verügen. Der erste Markt für die „freien Spitzen“ genannten bäuerlichen Produkte fand in Barth am 25. November 1945 statt. Und zwar bei der Schule am Bleicherwall.
Das Gut des Grafen von der Groeben, Divitz/Frauendorf, wurde am 6. Oktober 1945 an 62 Landarbeiter und Bauern aufgeteilt. Hans Warnke, der Vorsitzende der Landesbodenkommssion für die Bodenreform nahm daran teil und hielt eine Rede an die Anwesenden, in der er ihnen eine besser Zukunft versprach. Im damaligen Gemeideverband enteignete man entschädigungslos acht Güter mit einer Fläche von rund 3998 Hektar.
Mit den Enteignungen entstanden viele Siedler- und Neubauernstellen. In Martenshagen zum Beispiel auf 345 ha 50 Siedlerstellen, in Spoldershagen über 800 ha für 71 Stellen, Frauendorf/Divitz 62 Stellen auf fast 1000 ha.
Mit der Bodenreform veränderte sich auch das gesellschaftliche Leben in den Dörfern. In diese Phase fällt auch der Schulbeginn in vielen Gemeinden. Interessant in diesem Zusammenhang ist ein Schreiben der Spoldershäger Gemeinde an den Bezirksbürgermeisters Karl Lemke:
Betrifft: Lehrer Otto Wendt
Bezugnehmend auf Ihr Schreiben vom 10. November 1945 teile ich Ihnen mit, daß der Lehrer abwechselnd von der Dorfgemeischaft verpflegt werden soll und zwar mit Mittagessen, Abendbrot und Morgenkaffee. Die restlichen Mahlzeiten sowie Brot und Aufstrich muß Herr Wendt sich selber halten. Ebenfalls muß er eigene Betten und Bettwäsche stellen, da wir derartiges in Folge der vielen Umsiedler nicht mehr auftreiben konnten.
Spoldershagen, 15.11.1945 gez. Schünemann
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Die Landwirtschaft wird sozialistisch
Eine neue Entwicklung mit der Landwirtschaft begann Anfang der 1950er Jahre mit der „sozialistischen Umgestaltung auf dem Lande“, sprich mit der Etablierung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, kurz LPG genannt.
Im Bereich Barth entstanden zehn LPG. Die erste Genossenschaft (LPG) wurde in Gäthkenhagen gegründet (29. Januar 1953), es folgten Fahrenkamp (18. März 1953), Spoldershagen (13. März 1953), Dabitz (1. April 1953), Küstrow (15. November 1954), Barth (11. Februar 1955), Wobbelkow/Frauendorf (10. Februar 1955), Redebas (4. Februar 1955), Rubitz (12. Februar 1955), Bresewitz (17. März 1955).
Nun dauerte es noch weitere fünf Jahre, bis die restlichen verbliebenen privat wirtschaftenden Bauern den Genossenschaften beitraten:
18. Februar 1960 (LPG „Frischer Wind“ Martenshagen), 24. Februar 1960 („Bahnbrecher“ Pruchten), 15. März 1960 („Thomas Müntzer“ Zipke), 24. März 1960 („Wiesengrund“ Saatel),
29. März 1960 („Heimat“ Saatel), 22. April 1960 (LPG „Silberberg“ Kenz), 23. April 1960 („Erntesegen“ Barth)
Auf ihrer zweiten Parteikonferenz fasste die SED weittragende Beschlüsse zur Entwicklung der Landwirtschaft. Diese führten letztlich dazu, dass es in der DDR ab dem Jahr 1960 keine bäuerlichen Einzelwirtschaften mehr gab. Die Landwirtschaft in der DDR galt jetzt als „vollgenossenschaftlich“.
Mir wurden Aufzeichnungen aus den Jahren 1968 und 1969 mit dazugehörigen Fotos zu Martenshagen und Spoldershagen zugänglich gemacht. Sowohl die Bilder als auch die schriftlichen Aufzeichnungen stammen von Herrn Willi Schöffel. Er war damals der Vorsitzende der LPG Spoldershagen, im benachbarten Dorf Gäthkenhagen führte Marie Melz die dortige Genossenschaft als Vorsitzende. Ein Foto, aus einer Broschüre aus dem Jahr 1985 stammend, lässt vermuten, dass Willi Schöffel im Dorf und bei seinen Mitarbeitern eine anerkannte und respektierte Persönlichkeit gewesen sein muss. Auf dem Foto ist ein Mann zu sehen, bei dem es sich eventuell um Willi Schöffel handelt. Ob es sich so verhält, ist allerdings nur zu vermutet. Er steht dort am Rande eines Feldes, daneben ist ein Schild zu sehen. Das trägt die mit einem Pinsel gemachte Aufschrift „Schöffelallee“. Dazu erfuhr ich, dass der Weg zum Zeitpunkt der Aufnahme ein unbefestigter und ausgesprochen modderiger Weg gewesen sei. Da sich Willi Schöffel in seiner Eigenschaft als LPG-Chef sehr für den Ausbau und die Befestigung des Weges stark machte, benannten seine Mitarbeiter den Weg als „Schöffelallee und stellten aus Dank und Anerkennung das besagte Schild auf. Der Weg führt von Spoldershagen nach Gäthkenhagen und wurde auf Betreiben Willi Schöffels letztlich auch mit Betonplatten ausgebaut.
Mit seinen persönlichen Aufzeichnungen und seinem eigenen Bildmaterial zum Geschehen in den beiden Dörfern Martenshagen und Spoldershagen der Jahre 1968 und 1969 hat uns Willi Schöffel sozusagen eine kleine Chronik hinterlassen.

Rüdiger Pfäffle