ANNO 1616 - STETTINER PFINGSTBIER

In der Pommernchronik ist zu lesen, dass es 1616 in Stettin zu Tumulten kam. Der Anlass war:

Das Pfingstbier
Tumulte in Stettin im Jahre 1616 - Micralius gedenkt in diesem Zusammenhang zwar in diesem Jahr derer Streitigkeiten, welche zwischen dem Rath und der Bürgerschaft obschwebet, und er erwähnt auch von diesem Aufstand überhaupt etwas, von der Bestrafung desselben aber nichts zuverlässig, welches ihm doch notwendig hätte bekannt sein sollen. Ich will also diesen Aufstand aus den Abschriften einer authentischen Nachricht vom Stettinschen Rathause welche ich besitze, erzählen.
Es war in Stettin eine alte Gewohnheit, dass deren Kornträger, welche sich mit dem Auf- und Abladen des Korns von den Schiffen beschäftigen, jährlich auf Pfingsten ein Fass Bier zur Belustigung musste gegeben werden. Dieses Fass Pfingstbier mochte wohl einmal zurückgeblieben sein, weshalb die Träger in solche Erbitterung gesetzt wurden, dass sie unter Anführung ihres Altermanns nebst einer Trommel einen öffentlichen Auflauf verursachten. Der Herzog bestrafte aber diese Unordnung nach der geschriebenen Nachricht auf folgende gnädige Art:Zu Hofe auf dem innersten Platz sind die Träger die 60 Mann stark, nebst ihrem Führersmann alten Meister Hansen und dann dem Trummelschläger, gestanden, eine lange Zeit mit entblößten Häuptern. Ihro Fürstlichen Gnaden, Herzog Philippus, samt Herzog Bogislav und Herzog Ullrichen haben zunächst Ihrer Hochfürstlichen Gnaden Logement auf dem Gang eine sammete Decke hängen und breiten lassen, dabei die F. F. Fürstliche Personen gestanden. Unten hat ein Ehrbar Rath auf dem Schrank und Steigen empor auf geschehenes Begehren stehen müssen; die Träger aber unten im Hofplatz bestehen beblieben. Als nun die Träger zimlich lange in der Sonnen mit bloßem Haupt gestanden, ist der Fürstl. Secretarius Jacobus Drost zu ihnen auf den Schlossplatz gegangen; und als sie auf geschehenes Andeuten auf die Knie niedergefallen, hat er beigefügte untertänige Abbitte ihnen deutlich vorgelesen, welche sie auch nachgesprochen. Nach diesem Akthat man ihnen das Fass Pfingstbier gegeben; aber die Trommel abgenommen, so noch zu Hofe verwahret ist.
Ein Ehrbar Rath haben durch die Herren Syndicum also fort Audientz gebeten und J. F. Gnaden für diese Exempel untertänigst gedankt und gebeten, weil dergleichen Excedenten auf Wycenk und Lastadien noch übrig seien, ein gleichmäßiges für die Hand zu nehmen: Solches diente zu redintegrirung J. F. Gnaden und E. E. Raths fürstlich und schuldigen Respectus.
Cancellarius antwortet hierauf: Ihro Fürsl. Gnaden gereichte diese Danksagung zu gnädigem Gefallen, und weil es sich also bei dieser Occasion geschickt, hätten J. F. Gnaden die Anordnung gemacht, dass sie nicht allein J. F. Gnaden, sondern auch E. E. Rath abbitte getan. Ihro Fürstl. Gnaden waren im Werk nach Befindung wider die Verbrecher zu verfahren, und da man mit der Schärfe wider alle nicht procediren konnte, dennoch gleichmäßige Abbitte von dem meisten Haufen gewärtig sei.
Die Abbitte im Wortlaut
Für den Durchlauchtigsten Hochgeborenen Fürsten und Herren, Herren Philippsen, Herzogen zu Stettin, Pommern, der Cassuben und Wenden, Fürsten zu Rügen, Grafen zu Gutzkow und Herren der Lande Lauenburg und Bütow, Unserm gnädigen Landesfürsten und Herren und Einem Ehrbaren Rath dieser Stadt: Bekennen wir offentlich, daß wir uns der im verschiedenen Jahre erregten Aufruhr mit theilhaftig gemacht, und darum übel und unrecht gethan, wieder unsere Pflicht gehandelt und wieder Gott, unsern Landesfürsten und die Stadt-Obrigkeitvgrob und schwerlich gesündiget und darmit Leibes und andere schwere Strafen gar wohl verschuldet haben; wollen darauf unsern gnädigsten Landesfürsten, dann auch Einem Ehrbaren Rath unterthäniglich und um Gottes Willen gebeten haben, daß sie uns splche Übertretung gnädig und günstig verzeihen und vergeben wollen. Geloben und versprechen auch hiemit; daß wir uns die Zeit unsern Lebens solcher bösen Händel nicht mehr wolten theilhaftig machen, sondern gegen unsern gnädigen Landesfürsten und Einem Ehrbaren Rath, uns, wie frommen und gehorsamen Bürgern gebühret, jederzeit verhalten wollen.“

Aus J.C. Dähnerte Pommersche Bibliothek, 1752
Vollständiges Register über die XXII Theile der Köhlerschen Münzbelustigungen“ von Johann Gottfried Bernhold
In Stettin setzte es Unruhe und endlich Empörungen wegen neuer Steuern auf Bier- und Kaufmannsgüter, die der Magistrat, Schulden zu bezahlen, auferlegt. Der Herzog widersetzt sich, nachdem er eingewilligt, widersetzen sich die Land-Stände und das gemeine Volk erregte heftigen Tumult 1616 den 27. Jul. Wobey manche Tonne Bier der Garaus gemacht wurde.
Das Grosse Pomrische Kirchen-Chronicon
Biertumulte in Stettin 1616